Geschichte des Lesens

Die Geschichte des Lesens ist eng mit der Entwicklung der Schrift verbunden. Erst mit der Erfindung von Schriftsystemen konnten Menschen Informationen dauerhaft festhalten und weitergeben. Die ersten Schriftsysteme entstanden im alten Mesopotamien, Ägypten und China. Lesen war zunächst eine Fähigkeit, die wenigen Eliten – Priestern, Schreibern oder Herrschern – vorbehalten war.

In der griechischen Antike, besonders ab dem 7. und 6. Jahrhundert v. Chr., verbreitete sich die phonetische Schrift, und ein größerer Teil der Bevölkerung – etwa 25 Prozent der Athener Bürger – konnte lesen und schreiben. Dennoch blieb das Lesen oft ein kollektives Erlebnis: Texte wurden meist vorgelesen, da viele Menschen zwar zuhören, aber nicht selbst lesen konnten. Individuelles, stilles Lesen war selten und wurde sogar von Zeitgenossen wie Aristophanes verspottet.

Bis ins Mittelalter war das laute Lesen die Regel. In Klöstern und Bibliotheken war ständig ein Gemurmel zu hören, da das Lesen als körperlicher Akt verstanden wurde, bei dem die Worte mit Stimme und Körper aufgenommen wurden. Erst ab dem 9. Jahrhundert setzte sich das stille, individuelle Lesen langsam durch – ein bedeutender Schritt für die Entwicklung von Reflexion und innerer Auseinandersetzung mit Texten.

Im Mittelalter blieb Lesen eine Fähigkeit, die vor allem Geistlichen und Gelehrten vorbehalten war. Erst mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert und der Verbreitung gedruckter Bücher wurde das Lesen für größere Bevölkerungsschichten zugänglich. Die Lesekultur wandelte sich: Das stille, einsame Lesen wurde zum Ideal, das gemeinsame, laute Lesen verlor an Bedeutung.

Mit der Ausbreitung der Alphabetisierung im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Lesen zu einer Massenkompetenz. Es entstand eine vielfältige Lesekultur: vom belehrenden Lesen in der Familie über gesellige Lesezirkel bis hin zum individuellen Rückzug mit einem Buch. Das Lesen wurde zum Mittel der Selbstbildung, Unterhaltung und Reflexion.

Heute ist Lesen eine alltägliche Kulturtechnik, die in unterschiedlichsten Formen praktiziert wird – von gedruckten Büchern über digitale Medien bis hin zu sozialen Netzwerken. Die Geschichte des Lesens spiegelt dabei stets gesellschaftliche, technologische und kulturelle Veränderungen wider.

In der Geschichte jedes einzelnen Lesers wiederholt sich etwas von der kollektiven Geschichte der lesenden Menschheit.“

Lesen entwickelte sich parallel zur Schrift und war lange eine elitäre Fähigkeit.

·  Ursprünglich wurde meist laut und gemeinsam gelesen; das stille, individuelle Lesen setzte sich erst im Mittelalter durch.

·  Die Lesekultur wandelte sich mit gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen, besonders durch den Buchdruck.

·  Heute ist Lesen ein individuelles, aber auch soziales und kulturelles Phänomen, das viele Lebensbereiche prägt.

Die Geschichte des Lesens ist damit eine Geschichte des gesellschaftlichen Wandels, der Techniken und der individuellen Aneignung von Welt.

Literaturempfehlung: "Eine Geschichte des Lesens" von Alberto Manguel

[Willkommen] [Europa] [Griechenland] [Rhodos] [Lindos] [Archangelos] [Die Westküste] [Türkei] [Aphrodisias] [Ephesos] [Pamukkale] [Troja] [Istanbul] [Artemis-Tempel] [Nordmazedonien] [Skopje] [Ohrid mit Ohridsee] [Montenegro] [Budva] [Kotor] [Albanien] [Tirana] [Shkodra] [Kosovo] [Amerika] [Afrika] [Südafrika] [Johannesburg] [Pretoria] [Blyde River Canyon] [Krüger Nationalpark] [Kapstadt] [Tafelberg] [Chapmans Peak Drive] [Pinguine am Boulders Beach in Simons Town] [Kap der guten Hoffnung] [Garden Route] [Weinregion  Stellenbosch] [Ägypten] [Marsa Alam] [Gorgonia Beach Resort] [Madagaskar] [Madagaskar als Paradies der Artenvielfalt] [Das Leben der Menschen auf Madagaskar] [Anatananarivo] [Andasibe] [Palastanlage  Ambohimanga] [Fluss von Tsiribihina] [die Tsingy de Bemaraha] [Baobaballee bei Bekopaka] [Morondava] [Namibia] [Windhoek] [Etosha Nationalpark] [Die Namib-Wüste] [Swakopmund] [Schmetterlinge in Namibia] [Vögel in Namibia] [Kleintiere und Insekten in Namibia] [Besuch bei den San] [Botswana] [Chobe Nationalpark] [Chobe-Fluss] [Okavango-Delta] [Simbabwe] [Victoria Falls] [Vic] [Sambia] [Asien] [Seidenstraße] [Usbekistan] [Samarkand] [Buchara] [Taschkent] [Kasachstan] [Almaty] [Kirgisistan] [Bischkek] [Yssykkol] [Reiterspiele] [Kaukasus] [Aserbaidschan] [Baku] [Sheki] [Georgien] [Tiflis] [Kasbek] [Armenien] [Jerewan] [Mesrop-Maschtoz-Institut, kurz Matenadaran] [Cafesjian Center for the Arts] [Genozidgedenkstätte] [Ararat-Ebene] [Kathedrale von Etschmiadsin] [Kloster Geghard] [Tempel von Garni] [Indien] [Dehli] [Bikaner] [Jodhpur] [Udaipur] [Ranakpur] [Jaipur] [Amer] [Agra] [Jordanien] [Amman] [Madaba] [Montreal] [Petra] [Wadi Rum] [Akaba] [Geschichte des Lesens] [Seminare] [Buchangebote] [Arbeitsblätter] [Impressum] [Kontakt] [Datenschutzerklärung]